MU12: Verzweiflung pur!

Diesen Sonntag waren wir zu Gast beim Tabellenzweiten BG Ober-Ramstadt. Bereits im Hinspiel wurde uns schnell klar, dass zwei Spiel entscheidende Spieler auf Seiten der Gegner kaum zum stoppen sein werden. Trotzdem war nach dem Hinspiel meine Ansage deutlich: Im Rückspiel muss da noch ein bisschen mehr gehen. Vor allem in der Defense wollten wir uns noch stark gegen so ein Team verbessern. Am Sonntag standen wir nun um 11 Uhr in der Halle in Ober-Ramstadt und starteten motiviert und gut besetzt in die Partie.

Das 1. Viertel verlief sehr ausgeglichen. Beide Teams hatten sich in der Defense verbessert, sodass kaum Punkte unter dem Korb fielen. Aber ein altbekanntes Problem zeichnete sich bereits zu Anfang ab. Unsere Defense ist noch zu unsauber, sodass viele Fouls gegen uns gepfiffen wurden. Die beiden bereits erwähnten Spieler von Ober-Ramstadt konnten so auch gegen den Mann unter dem Korb punkten und meistens noch zusätzlich einen Freiwurf durch ein unglückliches Fouls unsererseits herausholen. Dass diese Freiwürfe in sichere Punkte umgewandelt werden konnten, lies uns mit einem kleinen Rückstand in die Viertelpause gehen. Die Pause nutzte ich, um den Jungs noch einmal zu sagen, wie wichtig es ist, sauber zu verteidigen. Die Defense war an diesem Tag noch nicht optimal und ich hoffte, dass die kurze Verschnaufpause der Defense-Teimleistung gut tun würde. Doch im 2. Viertel passierte es dann: wir wurden regelrecht überrannt.

Unsere Defense sank auf ein Minimum! So etwas hatte ich bisher nicht in meinem Team gesehen. Kaum einer war wach, keiner machte die Mitte zu. Alle starrten wie hypnotisiert zum Ball und waren nur noch körperlich anwesend. Ich war zeitweise so verzweifelt, dass ich mich sogar auf die Bank setzten musste (!) Auch die lautstarke Unterstützung der Eltern hat im 2. Viertel nicht gefruchtet. Irgendwie war es wie verhext. Ober-Ramstadt nutzte diese Phase gekonnt aus. Wobei an dieser Stelle darauf hingewiesen werden muss, dass dieser Vorsprung allein durch die besagten Spieler erreicht werden konnte. Als Mannschaftsleistung konnte man das nicht bezeichnen. Trotzdem: keiner war in der Lage irgend wen zu stoppen, geschweige denn richtig auszuboxen. Selbst die Jungs auf der Bank konnten beobachten, wie ihre Teamkollegen die Arbeit auf dem Feld verweigerten. In diesem Moment stand fest: In der Halbzeitpause mussten viele deutliche Worte gefunden werden.

An dieser Stelle sei gesagt: ich habe als Trainerin Prinzipien. Zum einen werde ich meine Spieler niemals wie Soldaten behandeln oder noch schlimmer: wie Erwachsene. Denn ich habe es mit Jungs zu tun, die gerade mal 12 Jahre alt geworden sind. Vor mir saßen nun in der Halbzeitpause 10 Spieler, die sehr wohl begriffen haben, dass es mehr als bescheiden läuft, die sauer auf sich selbst waren und, die nach Lösungen gesucht haben, das hat man jedem angesehen. Trotz meiner Prinzipien habe ich klare Worte gefunden. Auch Gregor fügte noch etwas hinzu, sodass wir die komplette Halbzeit damit beschäftigt waren, die Probleme aufzuzeigen und Lösungen anzubieten. Schlimmer konnte es tatsächlich nicht mehr werden.

Nach der Pause stand auf einmal ein ganz anderes Team auf dem Feld. In den ersten Minuten dominierten wir das Spiel so sehr, dass kurz danach bereits die Auszeit vom gegnerischen Trainer kam. Ich konnte es nicht glauben. War das tatsächlich das gleiche Team? War das mein Team von vorhin? Tatsächlich konnten wir den Vorsprung etwas aufholen und uns kurzzeitig noch mal von unserer besten Seite zeigen. Das 3. Viertel gewannen wir somit verdient. Im 4. Viertel zeichnete sich dann ab, dass wir das Niveau nicht werden halten können. Trotzdem konnte die Halbzeitansprache bis zur letzten Minuten bei vielen ihre Wirkung entfalten. Das Spiel endete mit einem Stand von 66:43. Im Vergleich zum Hinspiel eine klare Verbesserung. Dank der 2. Hälfte.

Nach diesem Spiel stellte ich mir persönlich die Frage, wie ich als Trainerin generell an die Jungs herankommen kann. Muss es immer mit der Brechstange sein? Ehrlich gesagt, war das am Sonntag ein Schlüsselerlebnis für mich. Ich hoffe, dass es bei dem ein oder anderen Spieler auch Klick gemacht hat.

Es spielten, ärgerten und freuten sich: Henrik, Paulin, Royan, Finjas; Nicklas, Ioannis, Rinat, Bertan, Miran und Theo

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