WU14-1: Auferstanden aus Ruinen

Nachdem Anfang Juni mitten in der Oberliga-Qualifikation drei Kernspielerinnen, darunter der Kapitän, das Team im Stich gelassen hatten und wir deshalb zur Nachquali nicht antreten konnten, war eine zeitlang offen, ob die Mannschaft daran zerbrechen würde. Manch einer Spielerin war die Tragweite des Geschehenen auch erst spät richtig ins Bewusstsein gelangt.
Es war daher für Coach, Eltern und Spielerinnen bis zum Saisonauftakt in Giesen ganz offen, ob wir noch ein spielfähiges Team haben und ob die verbliebenen Spielerinnen den kommentarlosen Abgang ihrer Führungselite wegstecken können. Nach dem ersten Spiel in der für alle bisher höchsten Spielklasse kann man das erfreulicherweise uneingeschränkt mit JA beantworten. Nur in den ersten paar Minuten war Unsicherheit auf dem Feld zu spüren. Sehr schnell übernahmen aber Anna, Ibo und Jolina die vakanten Führungspositionen. Selbstbewusst und gegenüber der Vor-Saison mit viel mehr Struktur, Geduld und Übersicht spielten sich die Mädels viele sehr schöne Korbgelegenheiten heraus. Ganz besonders im Setplay funktionierte auf einmal vieles von dem, was bis zur OL-Quali an Unverständnis und übertriebenem Individualismus gescheitert war. Im ersten Viertel verzeifelten wir noch an der Verwertung der guten Chancen. Die Spielerinnen müssen sich halt erst daran gewöhnen, dass wir jetzt nicht mehr eine One-Woman-Speedrunner-Show sind sondern alle richtig mitspielen und scoren können. Aber da wir nach der Anfangsphase gefühlt gut in der Partie waren, blieb die Stimmung und Motivation trotz des 23:4 gut.
In Viertel Zwei waren die Mädels sogar völlig auf Augenhöhe und gewannen es mit 12:14. Bei mehr Cleverness im Abschluss (Sa….!!!) hätte es sogar deutlicher ausfallen können. Und alle Spielerinnen kamen reihum zu viel Spielzeit.
Im dritten Abschnitt nach der Pause begannen wir stark und nötigten die Gastgeber zu einer frühen Auszeit. Danach verlief das Spiel wieder ausgeglichen, wobei die Gastgeber mehr Routine im Abschluss zeigten (16:8).
Im Schlussviertel machte sich etwas bemerkbar, das wir krankheitsbedingt auf einige eingeplante Spielerinnen hatten verzichten müssen und nur mit sieben anreisen konnten. Da das Spiel im 2. und 3. Viertel so ausgeglichen verlaufen war, überschätzten sich einige vielleicht auch etwas und es fehlte vorne die Geduld. Es gab etliche frühe Ballverluste an der gegnerischen 3er-Linie. Wieseck spielte in diesem Viertel Presse. Ohne das der Coach es ansagen musste, sortierten sich die Spielerinnen sofort entsprechend auf dem Feld. Dass es der Heimmannschaft trotzdem immer wieder mal gelang den Ball zu klauen verbuchen wir einfach als Erfahrung sammeln. Wichtig ist, dass die Mädels selber verstanden haben, wie man eine Presse aushebelt und sich richtig aufstellten. In den letzten beiden Minuten des Spiels, als wir sicher sein konnten das Spiel konditionell gut zu bestehen, testeten wir dann noch, ob Wieseck selber mit einer Presse klar kommt. Das war auch deshalb wichtig, weil wir in der letzten Saison mit der Presse sehr erfolgreich waren und auch diese Saison eine Klasse höher wieder sein wollen. Die Gastgeber waren wohl etwas überrascht, wuselten alle zugleich in der eigenen Hälfte herum und verloren in den zwei Minuten sage und schreibe 12 mal den Ball und davon acht Mal in der eigenen Hälfte. Das wir daraus nur 4 Punkte machten ist zwar schade, aber nicht so schlimm.
Giesen-Wieseck gewann am Ende mit 72:38 verdient, aber nach dem Spielverlauf eigentlich zu hoch.
Anna und Ibo waren nicht nur deshalb heute unserer Führungsspielerinnen, weil sie am besten getroffen haben. Sie haben auch den Ball gegen die recht aggressive Defense meist gut nach vorne gebracht und vorne unser Spiel gut aufgezogen. Sehr erfreulich war, das alle auf dem Feld verstanden haben, warum man wann wo sein sollte, wann man abwartet, den Gegner bindet, wann man läuft und sich anbietet, wo die Lücken und Schwächen beim Gegner sind. Was gab es darüber bis Juni oft für unsinnige Diskussionen mit einzelnen Spielerinnen. Den größten und vom Coach auch erwarteten Leistungssprung hat Jolina gezeigt. Einige im Team müssen sich noch daran gewöhnen Jolinas gutes Stellungsspiel in der Offense mit schnellen und guten Pässen besser zu verwerten.
Nicht nur der Coach fühlte sich sehr wohl mit seinem Team. Auch die mitgereisten Eltern sahen mit wachem Auge was ihre Töchter leisteten, lobten und unterstützten das Team. Auch das deutlich angenehmer als letzte Saison, wo es unter den Eltern auch ewig Unzufriedene gab, die immer nur schwarz sahen und lästerten. Ein Lob auch an unsere Gastgeber, die nicht nur einer Vorverlegung des Spiels zugestimmt hatten, sondern auch regelgerechte Defense spielten und überhaupt ein sehr fairer Gegner waren. So sollte ein Jugendspiel aussehen.
Es spielten und trafen: Ibo (12, 0/2), Anna (8), Dina (6, 2/6), Samanta (6), Jolina und Silla (2), Rojin

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